Onlineunterricht in der Woche zwei der Schulschließung

Ein Erfahrungsbericht zu Coronazeiten

Ganz ehrlich, das Virus hat auch die Schulen in eine noch nie dagewesene Situation gebracht. Zutrittsverbot für Schüler*innen an Schulen, wie hätten wir uns das als Schüler*innen früher gewünscht.

Heute aus der Sicht einer Lehrkraft betrachtet, zeigt sich die Situation völlig anders. Ein leeres Schulhaus, in dem kein Leben ist, mutet gespenstisch an, Unterricht nur über PCs, online oder per Telefon ohne Mimik, Gestik, ein Lächeln oder einen grimmigen oder verwirrten Blick, nein, das hätten wir wirklich nicht gebraucht. Gleichwohl zeigt es, wie wertvoll die zwischenmenschlichen Kontakte zu den uns anvertrauten jungen Menschen sind.

Sicher wird jede Schule, jede Lehrkraft individuelle Wege für den Unterricht gefunden haben, deshalb hier heute stellvertretend ein Einblick aus der Onlinebeschulung der Bauzeichnerklassen 11A und 11B an der Dr.-Georg-Schäfer-Schule.

Das Wochenende vor der Blockwoche:

Die Lehrkräfte sprechen sich in einer Telefonkonferenz ob der Struktur und der zeitlichen Einteilung der Aufgaben ab. Auf einer Lernplattform werden Ordner eingerichtet, die den Schüler*innen Lese- und Schreibrechte geben. Die Aufgaben werden eingestellt. E-Mails werden an die Firmen und die Schüler*innen vorformuliert, die Schüler*innen aktualisieren ihre Kontaktdaten beim jeweiligen Klassenleiter per Mail. Zwei Tage voller intensiver Vorbereitung gehen am Sonntagabend zu Ende, dem Start am Montag wird mit Spannung entgegengesehen.

Onlineunterricht erster Tag:

Um kurz nach 07.00 Uhr werden die vorbereiten E-Mails an die Ausbildungsfirmen und die Schüler*innen versandt. Jetzt gilt es, in den Ausbildungsfirmen die Schüler*innen für den Berufsschulunterricht freizustellen. Ein Teil der Auszubildenden ist bereits freigestellt und zu Hause, ein Teil arbeitet in den Ausbildungsbetrieben mit. Erste Rückfragen werden per E-Mail beantwortet, die Lehrkräfte bessern und formulieren ggf. die Arbeitsaufträge noch deutlicher aus.

Seitens der Schüler*innen ist vorerst Funkstille, die Lehrkräfte bereiten die zweite Wochenhälfte vor. Am Abend werden die Aufträge für den kommenden Tag als Morgenmail ausformuliert.

Onlineunterricht zweiter Tag:

Frühmorgens werden die vorbereiteten E-Mails versandt, heute werden die Abgabetermine der ersten Arbeiten für Mittwoch bekanntgegeben und Unterrichtsaufträge für Deutsch erteilt, Fragen beantwortet, Unklarheiten geklärt. Zum Glück arbeiten unsere Schüler*innen alle irgendwo an einem PC, auf dem sie auch die technischen Zeichenprogramme haben, mit denen sie ihre Lösungen erstellen können. Der Tag vergeht wie im Flug, zumindest bei uns Lehrkräften, der Rechner wird erst nach 20.00 Uhr heruntergefahren.

Onlineunterricht dritter Tag

Es tritt eine gewisse Routine ein. Das morgendliche E-Mail geht um 07.00 Uhr an die Schüler*innen. Heute werden die Aufträge für die zweite Wochenhälfte ausgegeben. Gespannt wird der Rücklauf der Ergebnisse, die bis 16.00 Uhr auf der Plattform stehen müssen, erwartet. Erste Ergebnisse sind bereits da, werden gesichtet und für gut befunden. Mal abwarten, was noch kommt, schließlich stellen meist die leistungsstärkeren zuerst ein. Telefonkonferenzen, Absprachen mit der Schulleitung, Arbeiten an anderen schulischen Aufgaben füllen die Stunden unerlässlich. Dann die Deadline 16.00 Uhr. Nahezu alle Schüler*innen haben ihre Ergebnisse auf der Plattform in hoher Qualität eingestellt, wow.

Die Korrektur steht an, Lehrers Lieblingsbeschäftigung. Um 20.30 Uhr, nach der Formulierung der Morgenmail, ist Feierabend, morgen wird weiterkorrigiert.

Onlineunterricht vierter Tag

Richtig: E-Mail am Morgen, Rückmeldungen beantworten, nachbessern, korrigieren. Die Korrekturen werden individuell an die Schüler*innen per Mail versandt, Fragen zu den Korrekturen beantwortet. Ein Feedbackbogen für die Schüler*innen zum Onlineunterricht wird erstellt, Telefonkonferenz, erste Sichtung der Deutschergebnisse, die bis heute 16 Uhr eingestellt sein müssen. Hier wird nun die Korrektur länger dauern, weil nicht alle Schüler*innen in MS-Word arbeiten. Ab 16.00 Uhr dann Deutschkorrekturen, Mail vorbereiten, heute ist erst um 21.00 Uhr Schluss.

Onlineunterricht fünfter Tag

Die ersten Korrekturen der Deutscharbeiten werden an die Schüler*innen versandt. Das Abschlussmail mit allen guten Wünschen und einem dicken Lob geht an die Schüler*innen, ein Abschlussmail der ersten Onlinewoche wird für die Ausbildungsfirmen aufgesetzt und verschickt, erste Feedbackbögen sind im Rücklauf, die restlichen Korrekturen fressen Zeit, die Konzentration wird immer wieder durch hereinkommende Mails und Anrufe gestört. Am Nachmittag sind dann alle Arbeiten seitens der Schüler*innen abgeschlossen, auch die Lehrkräfte sehen ein Ende für diese Blockklasse in dieser Woche ab.

Was bleibt?

Nach einer Woche Onlineunterricht in den Bauzeichnerklassen des zweiten Ausbildungsjahres bleiben viele positive Erfahrungen, neue digitale Wege wurden beschritten, nette Telefongespräche geführt und unheimlich viele der zu vermittelnden Kompetenzen bei den Schülern verankert. Allerdings zeigt sich auch, dass handlungsorientierter Unterricht der Berufsschule nur bedingt für den Onlineunterricht eignet, dass die Interaktion zwischen Schüler*innen und Lehrkräften in den Klassenzimmern unerlässlich ist und dass Onlineunterricht sehr viel mehr Zeit bindet.

Und wie weiter?

Und damit startet am Samstag dann die Vorbereitung der kommenden Woche für die nächsten Klassen mit einer Telefonkonferenz ob der Struktur und der zeitlichen Einteilung der Aufgaben. Auf einer Lernplattform werden Ordner eingerichtet, die den Schüler*innen Lese- und Schreibrechte geben. Die Aufgaben werden eingestellt. E-Mails werden an die Firmen und die Schüler*innen vorformuliert, die Schüler*innen aktualisieren ihre Kontaktdaten beim jeweiligen Klassenleiter per Mail. Zwei Tage voller intensiver Vorbereitung gehen am Sonntagabend zu Ende, dem Start am Montag wird mit Spannung entgegengesehen.

Schülerfeedback zum Onlineunterricht

„Die Themen Beton und Zement gingen super zu bearbeiten und die Zeit, die wir dafür hatten, hat auch reichlich gelangt. Auch das Video mit der Voice-Over hat die Herstellung gut veranschaulicht. Zusätzlich fand ich es gut, dass Sie sich die Zeit genommen haben und sich die Aufgaben von jedem Schüler einzeln angeschaut haben und so ein persönliches Feedback geben konnten. Wo ich mir etwas schwerer getan habe, war bei den Rechenaufgaben, einmal zeitlich und anfangs auch vom Verständnis. Ich habe anfangs bei einem Mitschüler schauen müssen, wie er die Aufgaben gelöst hat, um es nachvollziehen zu können (hat aber Zeit gebraucht). Nach einer gewissen Zeit habe ich es aber verstanden und konnte die Aufgaben alleine lösen.“

Autor: Jochen Karrlein

aus der BTZ 10A

„Ich habe bei der ersten Frage sowohl gut, als auch schlecht ausgewählt, da ich der Meinung bin, dass es mittelmäßig funktioniert, es ist unter den gegebenen Umständen das Bestmögliche, und da wir in den Betrieben waren, hatten wir einen Ansprechpartner für Fragen, von daher war es „in Ordnung“, aber Schule ist mir lieber, nicht nur, da man dort die Lehrer direkt fragen kann, sondern auch, weil man im Klassenverband einfacher mal vom Nachbarn Hilfe bekommt.

Letztlich gibt es aber nur ein was Wichtiges, und das ist, dass ihr Lehrer euch den neuen Umständen auch gut angepasst habt und uns so gut wie möglich unterstützt habt, dafür gibt es von mir ein Lob 😉“  

aus der BTZ 10B

„Ordnerstruktur, Abgabe- und Bearbeitungstermine usw. waren eher unübersichtlich dargestellt. (Vielleicht durch strukturiertere Ordner, mehr Übersicht und Verständlichkeit für jeden einbringen).

Dennoch, trotz der aktuellen schwierigen Lage schnelles und richtiges Handeln der Lehrer, auch kein Unterdrucksetzten durch Lehrkraft was mir sehr imponiert hat, weil einige eben einfach wenig Zeit haben auf der Arbeit.